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aus:
GEGEN DIE GEWALT IN PERU
Kirchlicher Appell an
die USA
Luis Zambrano Rojas (geb. 1946 in Ica/Peru), katholischer Pfarrer der Gemeinde Pueblo de Dios in Juliaca in der Diözese Puno, Befreiungstheologe und Dichter, ist
seit seinem Studium an der Universität Innsbruck Ende der 1970er Jahre mit „KC“ verbunden. Angesichts der Situation in seinem
Heimatland hat er uns
Anfang Februar und Anfang März u. a. geschrieben: „Die Gesundheit meines
Landes ist so wie in einer Intensivstation. Die politische Lage in Peru ist sehr schwierig nach der Absetzung von Präsident Castillo. Seit diesem
7. Dezember herrscht eine tiefe soziale Krise. Weihnachten war für mich eine Zeit großer Sorgen. Die meisten PeruanerInnen lehnen die neue Präsidentin Boluarte ab. Sie antwortet aber mit Abwehr und mit Lügen. Am vergangenen 9. Jänner hat die Polizei innerhalb von zwei Stunden 17 Demonstranten getötet. Am gleichen Tag abends
hat ein Mob einen unschuldigen Polizisten grausam getötet. 80 Menschen wurden verletzt. In ganzem Land sind 48 Menschen durch Polizei und Militär umgebracht worden. Es starben auch 10 Mitmenschen wegen der Blockierung wichtiger Straßen. Bis jetzt gibt es über
1.000 verletzte Zivilisten
und Polizisten. Die Mehrheit
der PeruanerInnen verlangt,
dass die Präsidentin ihr Amt verlassen muss. Sie will aber das nicht tun. Letzte Woche sind
ca.400 Soldaten in die Stadt Puno marschiert.
Es scheint, dass unser Land in einen Krieg schlittert. Ein Krieg von der exekutiven
und legislativen Gewalt gegen die Bevölkerung. Als
Priester kümmere ich mich mit einigen Mithelfern
um die Familien der ermordeten
und um die vielen Verletzten.
Das wird Monate dauern. Gerade jetzt ist es sehr
wichtig, über die Verletzung der Menschenrechte in
Perú laut zu sprechen. Die Boluartes Regierung soll vom Ausland isoliert werden.“
Wir bringen einen Offenen Brief, in dem rund 40 religiöse nationale und internationale Organisationen, vor allem Ordensgemeinschaften (Dominikanerinnen, FranziskanerInnen,
Maryknoll-Schwestern, Caritas-Schwestern
etc.), aber auch die Evangelisch Lutherische Kirche in Amerika, Presbyterianische
Kirche der USA, Vereinigte Methodistische Kirche sowie Pax Christi USA, Lateinamerika
und Karibik sowie International
an US-Präsident Joe Biden
und den US-Kongress appellieren,
die Militär- und Polizeihilfe
an Perú zumindest vorübergehend
einzustellen.
Wir, die 37 unterzeichnenden nationalen und internationalen glaubensbasierten Organisationen,
von denen viele Mitglieder in Peru arbeiten, Schreiben, um unsere tiefe Besorgnis über die unverhältnismäßige und übertriebene Reaktion der Polizei, die in den letzten
Wochen in Peru auf Demonstranten losgelassen wurde. Das Ergebnis war tragisch und führte zu über
55 Toten und mehr mehr als 1200 Verletzten.
Viele in unseren peruanischen Glaubensgemeinschaften
sind Zeugen der außerordentlichen Gewalt der Polizei und der Sicherheitskräfte
geworden, die von Präsidentin
Dina Boluarte zur Wiederherstellung der Ordnung nach der Amtsenthebung und Verhaftung des ehemaligen Präsidenten Pedro Castillo entsandt
worden sind. Valéry
Nodem, Mitarbeiter für internationale Hungerfragen beim Presbyterianischen Missionswerk, sagte, „die unverhältnismäßig hohe Gewaltanwendung durch die peruanische Polizei und die Streitkräfte sowie die Strategie der Regierung, diejenigen, die sich zur Unterdrückung
der Proteste äußern, als ,Terroristen‘ zu bezeichnen, heizt nicht nur
die die Proteste und die Sympathie für die Demonstranten
weiter an, sondern erinnert auch an die dunklen Tage der internen bewaffneten Konflikte, von denen sich das Land nie ganz erholt
hat.“ Es ist zwingend notwendig, dass der Staat die ersten Schritte zum Dialog unternimmt, indem er seine Haltung gegenüber den Demonstranten mildert und die Verantwortung für
die zahlreichen Todesfälle übernimmt.
Am 9. Januar schoss
die peruanische Nationalpolizei
in der Stadt Juliaca in der südlichen
Region Puno auf Demonstranten und tötete
19 Menschen, darunter Jugendliche
und einen Arzt, der Verwundete
behandelte. Die Sicherheitskräfte
schossen einigen in die
Brust, den Rücken und in den Kopf, was von Zeugen als Massaker
bezeichnet wurde.
Am 21. Januar stürmten
bewaffnete Polizisten die
San-Marcos-Universität in Lima, wo sich Demonstranten aus dem Süden Perus versammelt hatten, um an einer Demonstration in der Hauptstadt
teilzunehmen, was zu mehr als 200 gewaltsamen
und willkürlichen Festnahmen
führte. Als Reaktion darauf forderte das Büro des UN-Hochkommissars für Menschenrechte die peruanischen Behörden auf, „die Rechtmäßigkeit
und Verhältnismäßigkeit des [polizeilichen]
Eingreifens und die Einhaltung
eines ordnungsgemäßen Verfahrens zu gewährleisten“..
Wir schließen uns
auch den Bedenken der peruanischen katholischen Bischofskonferenz an: „Wir bedauern,
dass diese Ereignisse aufgrund der Verzerrung des Rechts auf
Protest stattgefunden haben...
und wir bedauern auch die übermäßige Anwendung von Gewalt.“
Die US-amerikanische katholische Maryknoll-Missionarin
Schwester Patricia Ryan, Präsidentin
von DHUMA, einer Menschenrechtsorganisation
in der Region Puno, sagte: „Was in der Stadt Juliaca in der Region Puno geschah,
kann nur als eines der schlimmsten
Massaker, die sich in den letzten Jahren in diesem Land ereignet haben, bezeichnet werden. Es ist nicht Aufgabe der peruanischen Nationalpolizei oder der peruanischen Streitkräfte, die Konflikte zu lösen, die sich
ereignet haben. Es ist die Pflicht der Zentralregierung und des Kongresses
der Republik, innerhalb einer angemessenen Frist eine realistische, gewaltfreie politische Lösung zu finden,
um Ruhe und Frieden im Lande wiederherzustellen.“.
Auch wenn die überwiegende
Mehrheit der gewaltsamen Todesfälle durch bewaffnete Polizei- und Sicherheitskräfte gegen Demonstranten verursacht wurde, verurteilen wir auch den Tod anderer Zivilisten aufgrund von Straßenblockaden der
Demonstranten und den Tod eines
Polizeibeamten. Wir verurteilen
alle Gewaltakte und schließen
uns den Worten von Papst Franziskus zu dieser Krise an: „Gewalt löscht die
Hoffnung auf eine gerechte
Lösung der Probleme aus. Ich ermutige alle Beteiligten, den Weg des Dialogs zu beschreiten unter Brüdern derselben
Nation, unter voller Achtung
der Menschenrechte und der Rechtsstaatlichkeit“.
Solidaritätsadressen an: Lisa Sullivan, Maryknoll Office for
Global Concerns, lsullivan@maryknollogc.org
Luis Zambrano:
„WIR LASSEN UNS DIE HOFFNUNG NICHT RAUBEN!“
Interview, gesendet vom Instituto „Bartolomé
de las Casas“ in Lima, Perú
Wie kann man die Situation verstehen, in der man heute in Puno lebt?
Zambrano: In den
Quechua- und Aymara-Kulturen hat die Einhaltung des gegebenen Wortes eine wesentliche
Bedeutung, auch wenn das Versprechen nicht schriftlich war. In einem Meeting, das im vergangenen Jahr gerade in Juliaca stattfand, sagte Dina Boluarte an der Seite von Pedro Castillo gleichsam
schreiend: „Wenn sie
Castillo seines Amtes entheben,
werde ich mit ihm gehen.“ Als der Moment kam, erfüllte sie
ihr Versprechen nicht. Boluarte verlor Glaubwürdigkeit vor dem Volk von Beginn ihrer Regierung
an. Umso mehr, da jene, die sich als Linke ausgab, sich den Kräften der extrem Rechten anschloss, welche sie Wochen zuvor terrorisierten. Die Desillusion
war total. Von da an begannen die Proteste
und die Einschätzung als Verräterin. Und das immer mehr wachsende Verlangen, dass sie vom Präsidentenamt
zurücktrete. Schon auf einer
höheren Stufe der Macht, ließ sie sich
von Prominenten wie Luis Otárola vereinnahmen, der als Verteidigungsminister einer der Verantwortlichen für
die ersten Toten in Andahuaylas
und Ayacucho war. Anstatt ihm
die Macht zu nehmen, belohnte sie ihn,
indem sie ihn zum Premierminister
ernannte. Damit verlor die
Präsidentin jedes Recht auf
ihr Amt. Ihre Antwort angesichts der Märsche der Bevölkerung von Juliaca war sehr grausam. Am Tag der größten Gewalt, am Montag, dem 9. Jänner, war das, was da vor sich ging, ein Massaker: Die Polizisten hielten sich nicht
an die Regel, die in außerordentlichen Fällen erlaubt, mit einer Distanz
von 35 Metern mit Schrot zu schießen. Sie taten es mit wenigen
Metern Abstand. Der erste Emordete, Gabriel Omar
Lopez Amanqui (35), der Erfrischungen
verkaufte, starb an unzähligen Schrotschüssen in den Rücken, wegen eines
Angriffs aus der Nähe. Viele wurden, gegen die Regel, von der Gürtellinie
aufwärts angeschossen, in
der Mehrheit Jugendliche
und junge Erwachsene. Es
gab Hubschrauber, die über
der Bevölkerung flogen und Tränengasbomben und Schrotkörner abwarfen. Niemals haben wir eine
so massive Art von Aggression gesehen. Man beobachtete auch, dass es um den Flughafen einen Kampf gab zwischen der Polizei und Gruppen, die mit Steinen und Geschützen bewaffnet waren. Es gab Polizisten, die einige Verwundete festnahmen und mit Drohungen erreichten,
dass sie sich selbst des Vandalismus beschuldigten, um frei zu kommen.
Ein skandalöser Fall war die Ermordung
des Internisten Marco Antonio Samillán
Sanga (31), der, als er hockend
einen Verwundeten versorgte, durch die Schulter geschossen wurde, was seinen Tod verursachte. Es gab 80
verwundete Zivilisten und ebenso viele in den Reihen der Polizei. Ein anderer schrecklicher Fall war
der Angriff auf zwei Polizisten
in derselben Nacht des 9. Jänner
durch eine Horde im Bezirk Tambopata, als sie in einem
Lastwagen der Institution unterwegs
waren. Einer konnte sich retten, aber
José Luis Soncco Quispe (29) wurde
samt dem Lastwagen verbrannt. Insgesamt starben 19 Menschen. Vor diesen schwerwiegenden
Ereignissen klingen die Schweigeminuten im Kongress, die zweifelhafte Bitte
um Vergebung der Auftraggeber
und die Planung eines
Dialogs seitens der Minister für die Bevölkerung, die angegriffen wurde, wie ein
Scherz und eine Provokation.
Sie reden von Frieden und fahren
fort mit der Unterdrückung
und machen Jagd auf die leitenden
Persönlichkeiten in den Regionen.
Sie schieben die ganze
Schuld auf die Demonstranten. Ihre
politische Verantwortung
als Regierung erkennen sie nicht.
Sie sprechen mit Verachtung über die Einwohner von Puno als einem Volk, das nicht denkt, sondern sich manipulieren lässt von Scharfmachern aus Puno und Bolivien, das voll sei von Anhängern des
„Sendero“ (eine kommunistische
Guerillaorganisation – Anm.
d. Red.). Die sich beschwerten,
seien nur ein „Grüppchen von Gewalttätigen“. Deshalb hat die Bevölkerung von Puno das Vertrauen
gegenüber den Regierenden verloren und setzt ihren unbegrenzten Streik fort. Und seit dem 17. Jänner tut sie dies auch in Lima. Dafür wurden große
Kollekten veranstaltet. Und
es gibt Unterstützung von verschiedenen Seiten, wie jene von den Studenten der
Universität San Marcos. Von unterschiedlichen Orten
des Landes her kommen laufend
tausende Menschen nach Lima
zur Veranstaltung, die sie „Segunda marcha de los 4 suyos“ genannt
haben, in Erinnerung an jene, die man im Jahr 2000 gegen die Regierung des Diktators Fujimori veranstaltet
hat.
Was haben diese schrecklichen
Ereignisse mit unserem Glauben zu tun?
Unter vielen sind es zwei Dinge: Erstens, dass wir Staatsbürger
alle, vor allem die Autoritäten, fähig sein sollen, die „Zeichen der Zeit“ zu lesen, wie
es uns Jesus erklärt hat
(Lukas 12, 54-57). Die ständigen Beschwerden
und Märsche eines guten Teils der Bevölkerung, zeigen uns an, dass etwas Schlechtes
in unserem Land passiert, wofür wir verantwortlich
sind. Die „Zeichen der
Zeit“ lesen zu können, heißt, der Stimme des Volkes Gehör zu schenken,
sein Schreien wahrzunehmen,
sich mit seinen Bestrebungen zu solidarisieren. Es ist ein Nein zur
Indifferenz angesichts der Ungerechtigkeiten und der Beschwerden.
An zweiter Stelle heißt es,
ausgehend von unserem Glauben zu handeln,
wenn wir Gläubige sind. Als gläubige Männer und Frauen haben wir ein
mächtiges Motiv zum Kampf für alle guten Dinge, mit einem Wort, zum Kämpfen für das Leben. Der
Gott von Jesus ist der Gott des Lebens. Die historische Offenbarung, wie Gott handelt, zeigt sich beim
Exodus (cfr.3). Vor dem andauernden Attentat gegen das
Leben des jüdischen Volkes
von seiten des Pharao stellt sich
Gott auf die Seite der Sklaven,
nicht um sie zu trösten, sondern
um ihre Befreiung möglich zu machen
mit ihrem Anführer Moses. Und mit diesem politischen Akt seiner Befreiung macht er es zu seinem Volk, im Sinn der Religion gesprochen,
da das menschliche Wesen alles
ist. Und Gott erscheint dann als ein
Gott der Veränderung, der sozialen
Umkehr, nicht des Status
quo. Ein Gott der freien Männer
und Frauen, der sich solidarisiert
mit den Versklavten und Unterdrückten, damit sie ihre Freiheit erlangen. Er stimmt für sie. Gott ist nicht
neutral. Gott ist ein politischer Gott.
Wie lautet die Antwort angesichts dieser Gegebenheit für uns als Christen und Bürger?
Etwas Fundamentales ist es, das persönliche und gemeinsame Prophetentum auszuüben, das für uns von der Taufe her kommt, in der jeder Getaufte zum Priester (zur Priesterin), Propheten (Prophetin) und König (Königin) geweiht ist – es sind Dienstämter
von Jesus selbst. Prophezeihen
heißt jetzt, das Massaker, zu dem
es, unterstützt durch die derzeitige Regierung, an diversen Orten des Landes kam, anzuklagen. Prophezeihen heißt, uns an den Gott des Lebens
zu wenden, dass er inmitten des Todes und
der Zerrüttung uns ermutige, unser Leben und das
Leben aller, vor allem der Armen, zu behüten und zu genießen. Das Prophetentum innerhalb der Kirche ist keine Option, sondern eine Verpflichtung
vom Evangelium her. Und es ist
das, worin man am meisten versagt, aus Furcht
vor den Risken und Verfolgungen, unter denen Jesus selbst litt.
Welche Möglichkeiten eines Auswegs müssten sich finden?
Im Widerspruch zu den Tatsachen plant, ersucht und fordert die Regierung nach fortschreitender und unkontrollierter Unterdrückung einen nationalen Dialog, aber sie hält
an der restriktiven Legislatur
im Hinblick auf die bürgerlichen Freiheiten fest. Das
heißt einen Kuss geben, aber mit
der Peitsche in der Hand. Sie bittet
um Entschuldigung und gleich
darauf missachtet sie die Demonstrierenden und droht ihnen. Sie ruft auch ausgewählte
Persönlichkeiten zusammen, diesen Dialog zu moderieren, auch von der Kirche. Ich bedaure, dass dies ein gescheiterter
Versuch ist, denn es ist alles
bereits verbraucht. Boluarte wurde von der politisch Ultrarechten kooptiert, daher gibt es keine Möglichkeit
für irgendeinen merkbaren Wechsel, den die Bevölkerung verlangt. Der Politologe Alberto
Vergara bekräftigte schließlich
folgendes: „dass es klar sein muss, dass eine Präsidentin, die für so viele Tote verantwortlich ist, nicht straflos
bleiben kann“. Andere geachtete Persönlichkeiten denken ebenso. Ich stimme mit ihnen
überein, dass der dringend nötige Ausweg darin besteht,
dass sie von der Präsidentschaft zurücktritt und dafür sorgt, dass
der Kongress sich selbst auflöst, um die allgemeinen Wahlen im Jahre 2023 durchzuführen. Es geht darum, sie zu
beraten, dass sie diese Geste
des Rücktritts vollziehen
soll, diesen nötigen Bruch, in Gedanken an die
Zukunft von Perú. Wie Vergara sagt, wird dies nicht die ganze Lösung sein, aber sehr wohl
der erste Schritt, der ein wenig die derzeitige soziale Verwirrung beruhigen wird. Die Zeit für Worte ist vorbei.
Jetzt kann nur eine Geste
die extreme Situation entlasten. Und was uns betrifft, ist
es unsere Aufgabe, weiterhin
bei allen Gelegenheiten zu verkünden, dass die Politik nicht schlecht
ist und wir sie ausüben müssen,
dass dies das Recht und die Pflicht
der gesamten Bevölkerung ist. Wie Papst Franziskus bekräftigte:
„Die Politik, so sehr angeschwärzt, ist eine der kostbarsten Formen der Liebe, da sie das gemeinsame Wohl sucht.“ (Evangelii gaudium 205). Es ist interessant festzustellen, dass die Demonstranten derzeit nicht ökonomische Ansprüche stellen, sondern politische. Es zeigt sich hier
ein qualitativer Sprung:
„Wir wollen Subjekte unseres Schicksals sein, wie uns so oft der peruanische Theologe Gustavo
Gutiérrez in Erinnerung rief.
Der Titel seines zweiten Buches
„Die historische Kraft der Armen“ kondensiert
meisterhaft das, was wir als PeruanerInnen in dieser letzten Zeit erleben. Es kommt uns auch zu,
uns solidarisch zu zeigen mit
Hilfe kleiner Gesten, mit viel Vorstellungskraft
und Kreativität, um die schweren
Wunden zu heilen, um mit psychologischen Mitteln den erlittenen traumatischen Schock zu mildern, den Hunger zu stillen, die verfolgten Anführer zu verteidigen und die gerechten Forderungen weiterhin zu unterstützen.
Wir wollen weitermachen ohne den Mut zu verlieren. Und, wie Papst
Franziskus sagte: „Wir lassen
uns die Hoffnung nicht rauben.“
Übersetzung: Elsa Wolfbauer
BRASILIEN IN KRISE
Jussuf Windischer sprach mit Amadeu A. Bonato
Jussuf Windischer: Wir lebten in den
80ger Jahren, am Ende der Militärdiktatur, an der Peripherie von Curitiba (Paraná). Wir arbeiteten
mit den kirchlichen Basisgemeinden, mit Volksbewegungen, in Zeiten einer starken Gewerkschafts- und Genossenschaftsbewegung, in der Gründerzeit
der PT (Arbeiterpartei). In all den letzten Jahrzehnten engagiert in den Basisbewegungen,
sind Hoffnungen enttäuscht worden?
Amadeu Bonato: Wenn man das Leben und die Geschichte als Prozess versteht, der sich niemals linear entwickelt, enttäuscht die Hoffnung
niemals. Die Basisgemeinden
und die Bewegungen in der Pastoralarbeit
spielten in den 70er und 80er Jahren bis zum Beginn der 90er Jahre eine gewichtige Rolle. Die Befreiungstheologie in der Zeit nach
dem Vaticanum II, gestärkt durch die Lateinamerikanischen Bischofskonferenzen
vom Medellin und Puebla, auch
wenn meist eine Minderheitenkonzeption innerhalb der Kirche Lateinamerikas und Brasiliens, gab einen fantastischen Impuls in der
Organisation von Basisgemeinden und in den Aufgabenstellungen für pastorale Arbeiten
(insbesondere Landarbeiterpastoral/CPT,
Arbeiterpastoral/CPO, Jugendpastoral/PJ
und der Indigenenpastoral/CIMI). Diese
Art Kirche zu sein und Glauben zu leben, zutiefst verbunden mit der Realität der verarmten Bevölkerung, beeinflusste die Gesellschaft, die lateinamerikanische
und brasilianische Politik.
Dies war wesentlich für die Reorganisation der Zivilgesellschaft (Bewegungen,
NGOs, Gewerkschaften, Genossenschaften,
politische Parteien) und
die Überwindung von Diktaturen,
um eine Demokratie und die soziale Inklusion der Armen und
der Arbeiterklasse wiederherzustellen.
Zum Ende des 20. Jahrhunderts
geschah meiner Meinung nach ein zweifacher
Prozess: einerseits erstarkte die Autonomie der sozialen Organisationen, andererseits geschah ein Rückschritt in der Lehre der
katholischen Kirche, außerdem erstarkten die konservativen Pfingstkirchen. Die
führenden Laien der Befreiungstheologie, auch
die Gläubigen mit befreiungstheologischem Hintergrund,
gingen dazu über, ihre Aktivitäten
in sozialen Bewegungen und Organisationen zu verwirklichen und nicht mehr in der Kirche. Der Handlungsspielraum der Basisgemeinden
und der Pastoralarbeiten ging in großem
Ausmaße zurück Sie schafften es nicht, neue Wege zu erfinden
oder aufzuzeigen. Seit
2003, unter der Regierung
Lula (2003 – 2008) und Dilma (2010 – 2015) wurden die
Aktionen der sozialen Einbindung, des Kampfes gegen Armut und Hunger und der sozialen Teilhabe bzw. Teilnahme durch Regierungsorgane vorangetrieben. Und dies geschah mit der Unterstützung von sozialen Organisationen. Viele
Christen, aktiv in der Befreiungstheologie,
wurden eingeladen, in Regierungsteams mitzumachen und
die Kirche fiel zum großen Teil in die Hände von Konservativen (Ordensleute und Laien). Mit der politischen Machtübernahme der Rechten
(Putsch gegen die Regierung
Dilma und in der Folge die Wahl von Bolsonaro) bewirkte im Rest der befreiungstheologischen Kirche
und der sozialen Bewegungen
eine lange Zeit eine Lähmung, eine
Schockstarre. Mit der Unterstützungsbewegung für den gefangenen
Lula und insbesondere zu Beginn des Wahlkampfes 2022 und
der Neuwahl von Lula zum Präsidenten, kam wieder Hoffnung auf,
gekennzeichnet durch eine breite Bündnispolitik,
in welcher die aktiven Befreiungstheologen Platz hatten,
allerdings weniger als früher. Dies müsste und könnte eine neue Art von sozialer und auch kirchlicher Organisationen bedeuten. Es gibt wieder eine Hoffnung mit der Regierung Lula und, ich glaube, die Hoffnung auf eine Neuerfindung des sozialen und auch des kirchlichen Seins.
J.W.: Unter den Regierungen
Lula und Dilma verbesserte sich
die Situation der Bevölkerung durch
verschiedenste Aktionen. Während die Armen sich daran erfreuten, hatten die Mittelklasse und die
Reichen immer mehr Angst.
Haben die Regierungen Lula und Dilma Fehler gemacht? Warum verlor Dilma das Vertrauen des Volkes?
A.B.: Es gibt eine rückwärtsgewandte und reaktionäre Bourgeoisie, welche sich in der Regierung Bolsonaro
in einer rechtsextremen, faschistischen und nationalsozialistischen
Art äußerte. Diese hasst Inklusion, verabscheut auch die sozialpolitische und ökonomische Entwicklung der Arbeiterklasse
und der Armen, weil die Bourgeoisie in der Folge ein wenig
abhängig sein könnte. In
den Regierungen Lula und Dilma gab es einen Prozess der Inklusion und eine Verbesserung, einmalig in der Geschichte, trotz mancher Unvollkommenheiten. Dies wollte die Bourgeoisie nicht zulassen und mit Hilfe der Medien und der sozialen Netzwerke wurden Diffamierungen und Lügen verbreitet, sie täuschten so einen Großteil der Bevölkerung und hetzten gegen Dilma (das Resultat war der
Putsch von 2015/16) und gegen Lula (das Resultat war seine Gefangennahme
2018/19). Es ist klar, auch die demokratischen Volksregierungen haben ihre Fehler gemacht, z. B. in puncto Steuerpolitik, Agrarreform, auch in Umweltprogrammen hätten sie mutiger sein können als sie
waren. Ich glaube, es fehlte auch die politische Unterstützung der Organisationen der Zivilgesellschaft
(Gewerkschaften, Genossenschaften,
NGOs).
J.W.: Lula da Silva kam
ins Gefängnis, hat er Fehler gemacht?
Verbrechen? Oder war es ein
politisches Spiel?
A.B.: Die Gefangennahme
von Präsident Lula war im
Wesen politisch motiviert. Keine Regierung hat so viele Instrumente neu eingeführt, um die Korruption zu bekämpfen wie
die Regierungen Lula und Dilma. Klar, es kann Fehler in verschiedensten Regierungsorganen gegeben haben: Personen, die bevorteilt wurden, sie wurden auch
diesbezüglich verurteilt.
Was Lula betrifft, konnte keine Irregularität festgestellt werden. Es ist erwiesen, Vorwürfe bezüglich Guarujá und Sítio Atibaia lösten
sich in Rauch auf, es gab keinerlei
juridische Begründung, um
Lula vor der öffentlichen
Meinung als Kriminellen
(Räuber) zu verleumden. Der
Richter Sergio Moro erfüllte die Aufgabe der extremen Rechten: Man musste Lula aus dem Wahlkampf 2018 entfernen. Was sie nicht beachteten, dass die Gefangennahme von Lula eine Dauerdemonstration vor dem Polizeigefängnis
von 580 Tagen bewirkte und diese
wurde zu einem wichtigen Instrument, um Volksbewegungen wieder aufzunehmen, welche für die Wiederwahl von Lula 2022 wichtig
waren.
J.W.: Die Pfingstkirchen
wurden zur stärksten religiösen Kraft des
Landes, stärker als die katholische oder evangelische Kirche. Warum wuchsen die Freikirchen in diesem Ausmaße?
A.B.: In der Tat, die Freikirchen
bekamen immer größeren Einfluss in der Bevölkerung, mehr als die katholischen und evangelischen Kirchen. Nach meiner
Einschätzung gibt es dafür verschiedene Ursachen. Erstens: Freikirchen wirken massiv unter den Armen, die sie mit einer
„Mystik“, eigentlich einer
Illusion fesseln, in welcher
Lösungen für das tägliche
Leben angeboten werden (ohne die Ursachen der Probleme und deren Überwindung zu bedenken). Ein Großteil der Armen
unterwarf sich dieser Logik. Zweitens: die Pastoren haben in diesen Kirchen eine Autorität, die über das Religiöse hinausgeht, sie bestimmen Gedankenwelt
und Leben ihrer Gemeindemitglieder.
Was sie sagen, ist Dogma und wird nicht hinterfragt. Der Großteil dieser Autoritäten ist konservativ und rechts, zudem wissen sie,
dass öffentliche Hilfe ihnen ihr
Publikum wegnehmen könnte. Drittens: Um ihren Konservativismus zu bewahren, gingen
sie dazu über, in Sektoren von großem sozialem Einfluss (Sportvereine, Berufsverbände von Rechtsanwälten,
weitere liberalen Berufssektoren) zu wirken. Sie agieren mit und bei politischen
Entscheidungsträgern, obwohl
sie von sich selber sagen, nicht
politisch zu sein. So gibt es z. B. im Parlament eine eigene evangelikale Fraktion, auch in den Regierungen (Bolsonaro ist ein diesbezüglich besonders starkes Beispiel), aber auch im Rechtssystem.
Der charismatische Flügel
der katholischen Kirche näherte sich dieser
Vision, nur dass er nicht mit den Armen agierte. Im Großen
und Ganzen hat sich die katholische Kirche ins Religiöse zurückgezogen.
J.W.: Mehr als 50
Jahre Engagement und Kampf, in der Basisarbeit, gewidmet einer sozialistischen Vision. Tausende
Kilometer im Omnibus durch ganz Brasilien
gefahren, hunderte von Versammlungen von Arbeitern, Bauern, Gewerkschaftern und Aktivisten von Volksbewegungen begleitet. Unterm Strich: was war
positiv? Welche Selbstkritik
braucht es?
A.B.: Dieses Engagement, dieser
Kampf ist nicht individuell, sondern es ist der Kampf und die Aktion eines wachsenden Kollektivs, verbunden mit einer befreienden
Kirche, mit Parteien der Linken und ihren eigenen sozialen Organisationen. All diese Jahre sind Teil eines Prozesses und auch ein wichtiger Moment in der Sozialgeschichte Brasiliens. Die
Geschichte entfaltet sich, aber die geschichtlichen Erfahrungen tragen dazu bei,
damit Neues aufgebaut werden kann. Die Älteren können noch viel beitragen,
aber es ist notwendig, die aktuelle Jugend aufzumuntern, damit sie die Protagonisten
eines neuen historischen Prozesses werden. Ich glaube, dass dies schon angefangen hat – z. B.: Paraná wählte
2 junge Abgeordnete: einen Schwarzen aus der Peripherie und einen jungen Studenten
der Jugendpastoral. Das soll
sich in Brasilien wiederholen. Es ist ein Zeichen der Zeit, das nicht nur beobachtet,
sondern vor allem unterstützt und bestärkt werden muss. Vor 30 Jahren glaubten wir, dass wir
den Sozialismus in Brasilien
in naher Zukunft realisieren
können. Wir haben uns getäuscht, wir haben die Macht des Kapitalismus und der Bourgeoisie unterschätzt.
Aber wir hatten Erfolg, indem wir einem großen
Teil der Bevölkerung ermöglichten,
aus dem Elend auszusteigen, Hunger und Elendsdasein
(„Lumpendasein“) zu überwinden. Aber das, was gemacht
wurde, ist noch sehr wenig
in Anbetracht einer Gesellschaft,
die gerechter, geschwasterlicher
und egalitärer gestaltet werden sollte. Diese Hoffnung auf eine dauerhafte Neuerung hält uns lebendig
und aktiv im Kampf.
J.W.: Der Putschversuch
der Bolsonaro-Anhänger vom
8. 1. 2023, bei dem die demokratischen Institutionen (Präsidentschaft, Kongress,
Justiz) attackiert wurden, ähnlich dem Beispiel
der Trumpisten in Washington, hat die demokratische Welt zutiefst erschüttert. Warum konnte das passieren? Was sind die Folgen?
A.B.: Es braucht eine neue Einschätzung
der Rechten, sie agiert anders als vor 10 Jahren. Früher handelte die Rechte mittels der Macht des Geldes, mittels der Kontrolle der Medien und der Institutionen. Jetzt handelt die Rechte, bzw. die extreme Rechte, die noch
immer Geld hat, indem sie zwar noch
immer einen Teil der Medien kontrolliert, allerdings weniger als früher, und auch einige Institutionen
(z. B. einen Teil des Militärs).
Sie zählt mit einer sehr engagierten
und aktiven Mitgliedschaft,
was früher das exklusive Vorrecht der Linken war. Diese
extreme Rechte ist aktiv, voller Hass, gewalttätig und kommt aus der mittleren
und oberen Klasse. Sie agiert
intensiv in den sozialen Medien, arbeitet mit der ärmsten Völkerschicht zusammen mittels Lügen bzw.
Illusionen und mobilisiert
die Masse. Der Putsch gegen Dilma (Absetzung der Präsidentin durch den damaligen Vizepräsidenten in Absprache mit dem Militär
im April 2016. – Anm. d.
Red.) ist das Vorbild für
Bolsonaro. Trotz alledem verhinderte
die Linke in einer gut organisierten
Strategie in einem breiten Bündnis den Nazifaschismus bei den Wahlen
2022. Sie konnte aber nicht Schluss machen
mit der Organisation, den gewalttätigen
Handlungsformen der extremen
Rechten. Die Besetzung von
Brasilia am 8. 1. 23 war der Ausdruck dieser real existierenden Gewalt, der die Blockade der Straßen,
auch die Besetzungen vor den Militärquartieren, vorausgegangen ist. Sie versuchten verzweifelt, Lula aus dem Amt zu
vertreiben, sie sind gescheitert aufgrund des klugen und gut artikulierten Funktionierens von verschiedenen föderalen Institutionen, aber die extreme
Rechte wurde nicht eliminiert. Zurzeit stehen Aktivisten der extremen Rechten unter Anklage, aber die derzeitige Regierung arbeitet sicher weiter. Die extreme Rechte
hat eine intelligente Führungsschicht, die im Land von innen – aber auch
von außen – politisch agiert. Sie agiert international,
das darf nicht unterschätzt werden. Die Linke
muss lernen und sich auf eine neue Realität
vorbereiten. Die Kampfformen
von früher genügen nicht mehr, sie
müssen auch neu erfunden werden, und ich glaube, sie werden
neu erfunden.
J.W.: Hat Lula, Sozialismus,
Befreiungstheologie Zukunft? Was sind die Hoffnungen und Visionen?
A.B.: Anschließend an das vorher Gesagte,
die Regierung der „democracia
popular“ hat Zukunft – ganz sicher.
Aber es gibt offene Fragen. Es braucht die Erweiterung der Bündnisse, ohne demokratische Prinzipien, ohne die Option für
die Ärmsten und Ausgeschlossenen
aufzugeben. Es braucht ein großes Bündnis,
um den Zusammenhalt zwischen
armer Bevölkerung und Arbeiterklasse
aufrechtzuerhalten. Dazu ist
es notwendig, dass man politische Maßnahmen zugunsten einer sozialen, kulturellen und ökonomischen Inklusion in einem kurzen Zeitraum
ermöglicht. Es braucht langfristige Rechtsgarantie, es braucht eine starke
soziale Organisation, politisch
und aktiv, nicht nur den Pragmatismus mit einer kurzfristigen
Vision. Es braucht einen Protagonismus im Aufbau einer internationalen Artikulation für die Demokratie,
gegen Imperialismus, für
den Frieden, gegen den Krieg, für die Eliminierung von Hunger, zudem Zugang zu allen
fundamentalen Menschenrechten.
Die Kirche, die Basisgemeinden,
die Pastoralarbeit und die Theologie
der Befreiung werden mit Sicherheit nicht zu den Anführern
gehören wie in den 1970er
und 80er- Jahren, aber sie könnten eine strategische
Aufgabe übernehmen im Prozess einer Wiederumkehr,
in einer neuen Organisation
und neuen Artikulierung, auch in den Sektoren der eigenen Kirche. In Brasilien zeigt es sich, dass diese
Aufgaben von einigen Priestern, vor allem Pastoralarbeitern und manchmal auch in wichtigen Positionierungen von einige Bischöfen innerhalb der Bischofskonferenz
(CNBB) wahrgenommen werden.
Das zeigt, dass es noch Leben und Hoffnung in der Kirche
Jesu Christi gibt. Ich glaube,
dass Papst Franziskus auf internationaler
Ebene ein neues Zeitalter bedeuten könnte, ein Zeitalter
der Hoffnung auf eine Kirche
auf Seiten des Volkes, auf Seiten der Armen und Unterdrückten. Die vorhergehenden
Päpste (Johannes Paul II. und Benedikt XVI.) bewirkten einen Rückzug bzw. Rückschritt
der Kirche in das eigene Innere und provozierten hiermit, dass sich
der Konservatismus in der Kirche
ausbreitete. Papst Franziskus stärkt
die Option für eine dienende
und missionarische Kirche
auf Seiten des Volkes. Hiermit
wird eine Kirche einer Befreiungstheologie
widerstandsfähiger und hat den Samen von Hoffnung,
der schon angefangen hat aufzugehen.
Amadeu Antonio Bonato (geb. 26. 11.
1952 in Guarapuava, Paraná, Brasilien).
Bildungsarbeiter und -wissenschafter.
Studium der Philosophie (1973) und Theologie (1977), Priesterweihe
(1977), Arbeit im Erzbischöflichen
Pastoralamt (1978) und in kirchlichen
Basisgemeinden der Vila Sao Pedro – Xaxim (1978/79).
1980 Verlassen des Priesteramtes.
2 Jahre als Industriearbeiter.
1983 - 85 arbeitete er im
CECOMA (Genossenschaftswesen der Basisgemeinden) und im CEFURIA (Ausbildungszentrum). 1986 - 1989 im
ESMA (Gewerkschaftsschule, in der Ausbildung von Gewerkschaftsführern
und Führungskräften). 1990 - 2018 im DESER (Zentrum von sozioökonomischen
Studien der Landwirtschaft,
Bildungsreferent für Gewerkschaft,
Genossenschaft, Politik
und Produktionsstätten). Seit 2018 in Pension, in ehrenamtlichen Diensten für Landarbeiterorganisationen und die Kleinbauernschaft.
Jussuf Windischer und seine Frau Vroni lebten
von 1978 -1980 mit Amadeu Bonato im
Randviertel/Vila Sao Pedro (mit
ca. 100.000 Bewohnern) in Curitiba (ca. 1,5 Millionen Einwohnern) in Parana.
Amadeu war Priester und Industriearbeiter. Sie begleiteten gemeinsam 12 Basisgemeinden, u. a. insbesondere
den Aufbau eines Genossenschafts-
und Gewerkschafswesens, Metallarbeiterstreiks
sowie diverse Volksbewegungen/BürgerInneninitiativen (associacoes
dos bairros).